Baustellenkriminalität ist kein Randproblem mehr
Immer professioneller organisierte Diebstähle, steigende Risiken für Bauprojekte und enorme wirtschaftliche Folgen: Der BauWatch Crime Report 2025 zeigt, wie ernst die Lage auf deutschen Baustellen inzwischen ist.
Im Interview erklärt Klaus Maskort, Geschäftsführer von BauWatch, warum Prävention der Schlüssel ist, welche Entwicklungen ihm Sorgen bereiten – und wie BauWatch mit Innovation und Verantwortung auf die wachsende Bedrohung reagiert.
Klaus, warum war es für BauWatch wichtig, den Crime Report 2025 zu veröffentlichen?
Uns war es ein großes Anliegen, das Thema Baustellenkriminalität auf eine solide, faktenbasierte Grundlage zu stellen. Wir alle wissen aus der täglichen Praxis, dass Diebstähle, Vandalismus und organisierte Kriminalität auf Baustellen zunehmen. Aber oft fehlt es an Zahlen, die diese Entwicklung belegen. Genau da setzt unser Report an: Wir haben 3.900 Branchenexperten aus zehn Ländern befragt – davon 500 in Deutschland – und die Ergebnisse sind eindeutig. 64 Prozent der deutschen Befragten sagen, dass die Kriminalität auf Baustellen im vergangenen Jahr zugenommen hat, ein Viertel davon sogar „deutlich“. Das ist alarmierend und zeigt, dass wir über ein strukturelles Problem sprechen, das weit über Einzelfälle hinausgeht.
Welche Entwicklungen siehst Du besonders kritisch?
Besonders besorgniserregend finde ich die zunehmende Professionalisierung. Organisierte Netzwerke agieren hochgradig professionell, setzen Drohnen ein, hacken Sicherheitssysteme oder nutzen KI-gestützte Betrugsmaschen. Wir reden hier nicht mehr über „Gelegenheitsdiebe“, sondern über Strukturen, die mit erheblichem technischem Know-how vorgehen. Für die Bauwirtschaft bedeutet das: Klassische Sicherheitsmaßnahmen wie einfache Zäune oder gelegentliche Wachrunden reichen längst nicht mehr aus. Wer heute noch so denkt, läuft Gefahr, seine Projekte und Investitionen massiv zu gefährden.
Welche Folgen hat das für Bauunternehmen und Infrastrukturprojekte?
Die Auswirkungen sind enorm. Fast 40% der von Kriminalität betroffenen Projekte verzögern sich um 1 bis 2 Wochen – weitere 40% sogar um 3 oder mehr Wochen. Das mag in Anbetracht oftmals jahrelanger Bauzeiten zunächst überschaubar klingen, aber wenn man bedenkt, dass jedes Bauprojekt Teil größerer Lieferketten und gesellschaftlich relevanter Infrastruktur ist, wird schnell klar, was das bedeutet. Verzögerungen im Wohnungsbau treiben die Kosten für Mieter und Käufer in die Höhe. Bei Energie- oder Breitbandprojekten hemmt es die Energiewende und die digitale Transformation. Und bei kritischen Infrastrukturen wie Stromnetzen oder Verkehrsbauten kann es sogar die Sicherheit der Bevölkerung beeinträchtigen. Mit anderen Worten: Baustellenkriminalität trifft uns alle – direkt oder indirekt.
Gibt es auch saisonale Muster, die Unternehmen im Blick haben sollten?
Absolut. Unsere Daten zeigen, dass 73 Prozent der Befragten einen deutlichen Anstieg von Kriminalität in Herbst und Winter feststellen. Das ist nachvollziehbar: Längere Dunkelheit, schlechteres Wetter und verwaiste Baustellen sind ein gefundenes Fressen für Kriminelle. Für Bauunternehmen heißt das: Sicherheitsstrategien dürfen nicht statisch sein. Sie müssen saisonal angepasst werden. Das bedeutet mehr Beleuchtung, gesicherte Zugangspunkte, intensivere Kontrollen in kritischen Phasen und eine proaktive Sensibilisierung der Mitarbeitenden. Wer das rechtzeitig berücksichtigt, spart am Ende Geld, Zeit und Nerven.
Was rätst Du Bauunternehmen ganz konkret?
Prävention ist der Schlüssel. Es ist immer günstiger, eine Baustelle von Anfang an richtig abzusichern, als hinterher Schäden und Verzögerungen zu kompensieren. Im Report haben wir sechs zentrale Maßnahmen herausgestellt: erstens frühzeitige Risikoplanung, zweitens sichtbare Abschreckung wie Kameratürme und Zäune, drittens ein starkes Sicherheitsbewusstsein im Team, viertens flexible Strategien je nach Jahreszeit und Projektphase, fünftens klare Kommunikation und sechstens gezielte Investitionen in moderne Technologien. Besonders wichtig ist mir dabei: Technologie alleine reicht nicht. Es braucht auch Menschen, die geschult sind, Sicherheitsbewusstsein haben und klare Prozesse einhalten. Nur die Kombination aus Technik und Team macht eine Baustelle wirklich sicher.
Wie reagiert BauWatch selbst auf diese Entwicklungen?
Für uns ist klar: Wir wollen für unsere Kundinnen und Kunden stets die beste Lösung. Deshalb investieren wir konsequent in modernste Überwachungstechnologie, KI-gestützte Analysen und flexible Sicherheitskonzepte. Gleichzeitig arbeiten wir eng mit Bauunternehmen, Sicherheitsbehörden und weiteren Partnern zusammen, um Trends frühzeitig zu erkennen und praxisnahe Lösungen zu entwickeln. Unser Anspruch ist es, nicht nur kurzfristige Sicherheit zu schaffen, sondern die Grundlage für langfristig erfolgreiche Projekte. Denn am Ende geht es nicht nur um den Schutz von Materialien – es geht um die Sicherung von Infrastruktur, Wohnraum und Energieprojekten, die für unsere Gesellschaft unverzichtbar sind.
Wenn Du einen Appell an Politik und Bauwirtschaft richten könntest – wie würde der lauten?
Mein Appell wäre: Nehmt das Thema ernst, und zwar auf allen Ebenen. Baustellenkriminalität ist kein Randproblem, sondern eine echte Bedrohung für Wirtschaft und Gesellschaft. Politik, Verbände und Unternehmen müssen stärker zusammenarbeiten, Erfahrungen austauschen und verbindliche Standards setzen. Nur so können wir verhindern, dass organisierte Kriminalität noch mehr Schaden anrichtet. Mein Wunsch ist, dass wir gemeinsam dafür sorgen, dass Bauprojekte in Deutschland und Europa nicht durch Kriminalität gebremst werden, sondern die Basis für Fortschritt und Wohlstand bleiben.
Der BauWatch Crime Report 2025
Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Entwicklung der Baukriminalität in Deutschland in den letzten 12 Monaten.
✓ Nimmt die Häufigkeit von Verbrechen zu?
✓ Welche Vermögenswerte sind besonders gefährdet?
✓ Wie sehen die Tätergruppen aus?
✓ Wie können Sie die Baustelle, Ihr Material und Ihre Mitarbeiter schützen?